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Anmerkungen zu meinen plastischen Arbeiten/Skulpturen

 

Die Themen, die mich bei der bildhauerischen Arbeit besonders faszinieren, sind dem weiten Gebiet Gesellschaftspolitik zu zuordnen. Das Zusammenleben der Menschen – und dabei besonders die Bereiche, in denen Ecken und Kanten für Reibungsverluste sorgen – steht schon beruflich bedingt im Mittelpunkt meiner Interessen. Gemeinschaft, die auch mit völlig unterschiedlichen Individuen entstehen kann (und muss), der Bedeutungsverlust technischer Innovationen, Gewaltpotential in der Kultur, die Auflösung des Widerspruchs zwischen dem Wunsch nach Mobilität und der Beibehaltung des Gewohnten sind z.B. Inhalte meiner Skulpturen.

 

Das Material Stahl hat für mich einen besonderen Reiz. Einerseits stecken sehr viele Innovationen in z.B. einem Stück Vierkantrohr und andererseits hat der Stahl eine große Bedeutung für die Entwicklung der Zivilisation. Die sogenannte industrielle Revolution wäre ohne ihn und das bis dahin entwickelte technische Know-how nicht denkbar. Auch wer den sogenannten „Schrott“ als wegzuwerfenden Abfall ansieht, verkennt, dass das Raumschiff Erde keine Materialzufuhr von außen bekommt und auch die Eisenerzvorkommen – wie viele andere Ressourcen - endlich sind.  Recycling war beim Stahl schon immer ein Thema, denn ohne Schrott - als sogenannter Zuschlag - kann kein Stahl produziert werden.

Daher hat auch die natürliche Farbe dieses Materials, der Rost, für mich keine negative Bedeutung, sondern verdeutlicht, dass der Gegenstand eine Geschichte hinter sich, eine Funktion erfüllte, eine Bedeutung hatte. Rost hat sehr wohl eine ästhetische Seite, denn er kann in vielen Farbnuancen von Gelborange bis Schwarzbraun erscheinen.

 

Weitere Aspekte, die mich grundsätzlich beim plastischen Gestalten reizen, sind der Material- und der Formwiderstand. Einem so spröden und sperrigen Material wie gerostetem Stahl einen bestimmten Inhalt oder Ausdruck abzutrotzen zu wollen, ist ein streckenweise frustrierender aber in der Regel spannender Prozess. Auch ein Stein gibt nicht immer das frei, was man in ihm gesehen hat oder reagiert nicht immer so, wie man das möchte. Besonders intensiv sind die Momente, in denen aus dem angeblichen Misslingen  überraschend etwas Neues entsteht. Wenn ich mich abschließend mit den fertigen Objekten gedanklich auseinandersetze, bin ich oft erstaunt wie viel Persönliches - trotz der äußeren Zwänge -  mit eingeflossen ist.

 

Beim plastischen Gestalten genieße ich die Freiheiten

-          aus einer größeren Anzahl von Materialien die auszuwählen, die mich gerade ansprechen,

-          zu entscheiden, ob ich ein bestimmtes Thema dem Material abtrotzen oder mich von ihm leiten lassen will,

-          gegenständlich-figürlich oder gegenstandslos zu arbeiten

und mich inhaltlich in der großen Bandbreite menschlichen Daseins, zwischen Pathos und Ironie bewegen zu können.

 

 









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